SÜDSEE
Regie: Henrika Kull | Darsteller: Liliane Amuat, Dor Aloni, Yuval Levi | Deutschland 2023 | Drama | Originalsprachen: Deutsch, Hebräisch, Englisch
Irgendwo in den Bergen zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Anne, die Deutsche, und Nuri, der Israeli, verbringen ein paar Tage im Haus seiner Eltern. Zum Arbeiten, eigentlich, aber dann reden sie am Pool im Schutz des Iron Dome über Deutschland, Israel, Expartner - und kommen sich allmählich näher... Gershon-Klein-Spielfilmpreis des Jüdischen Filmfestivals Berlin-Brandenburg 2024!
Kontemplation, Muße, Nachdenken, ein Sichverorten. Nuri feiert den Philosophen Martin Buber und behauptet, nur Wagner zu hören. Anne liebt Israel. Besser: Sie hat vor allem Sehnsucht nach einem Anderswo. Nuri, der Theatermensch, hat sich in Deutschland verliebt, die Volksbühne. Sie will an einem Drehbuch arbeiten, er an seiner Magisterarbeit. Hin und wieder taucht eine Rakete am Horizont auf und wird vom Iron Dome abgefangen. Ganz allmählich kommen sich Anne und Nuri näher, entblößen sich und halten doch zugleich einen Schutzschild um sich herum aufrecht. Sensibel und sinnlich inszeniert, nimmt das erotische Spiel von Anziehung und Distanz seinen Lauf. - ›Südsee‹ (uraufgeführt am 26.6.2023) handelt vom echten Offensein für den Anderen. Es ist eine Skizze wie aus dem Leben gegriffen und erreicht bei aller Leichtigkeit eine große Tiefe.
Teaser: https://vimeo.com/841837744
Statement der Regisseurin Henrika Kull:
"Südsee" ist ein sehr persönlicher Film. Ein kleines Projekt, entstanden in kurzer Zeit, mit viel Liebe und wenig Geld. Während meiner Artist Residency in Israel, als ich zum ersten Mal mit der Realität des Krieges in Kontakt kam, hatte ich die Idee für diesen Film. Dabei wollte ich unbedingt einen sinnlichen, sommerlichen Film machen; ehrlich, aber nicht zu ernst; politisch, aber nicht moralisch. Meine Figuren, Anne und Nuri, beide privilegierte Millenials, sitzen am Pool unter dem Iron Dome, der die Bomben aus Gaza abfängt, und philosophieren über das Leben, während sie dabei schwitzen, Eiskaffee trinken und an ihren Texten arbeiten. Sie sind mit dem absoluten Irrsinn des Krieges konfrontiert, der immer, und auf jeder Seite absoluter Irrsinn ist, und wissen nicht, was sie fühlen dürfen, was sie sagen und leben dürfen, als Menschen, die ja eigentlich alles haben, und sich gar nicht wirklich fürchten müssen - weil sie ja auf der sicheren Seite stehen. Sie kommen sich an diesem Pool immer näher, aber nie wirklich nah - weil sie Angst haben. Voreinander, vor der Unkontrollierbarkeit der Situation, vor den eigenen Gefühlen. "Südsee" ist ein Film über Sehnsucht. Sehnsucht danach, sich innerlich so privilegiert zu fühlen, wie man nach außen scheint, Sehnsucht nach einem zu Hause, nach Wurzeln, nach Liebe. Fast scheint es, als seien Anne und Nuri ein perfektes Match, in ihren komplementären Hoffnungen, Vorstellungen, Wünschen. Aber nur fast. Kann man sich verlieben, wenn man sich selbst immer wieder dabei erwischt, wie man performed, weil man versucht, die Person zu sein, die man gerne wäre - oder die man glaubt, sein zu müssen?
Gershon-Klein-Spielfilmpreis, JFBB 2024
Förderpreis Neues Deutsches Kino für Hauptdarsteller Dor Aloni
