Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes

Regie: Edgar Reitz | Darsteller: Edgar Selge, Lars Eidinger, Barbara Sukowa, Aenne Schwarz | Deutschland 2025

Mit über 90 Jahren hat Edgar Reitz, einer der großen deutschen Autorenfilmer, noch einmal einen Film gedreht: LEIBNIZ erzählt nah an der historischen Realität, aber doch ganz frei von einigen Tagen im Leben des Universalgenies Gottfreid Wilhelm Leibniz und dem Versuch, sein Bildnis zu schaffen. Ein Versuch, den auch Reitz mit seinem Film wagt – und gewinnt.

Im Auftrag der Kurfürstin Sophie von Hannover (Barbara Sukowa) soll der große Denker Gottfried Wilhelm Leibniz (Edgar Selge) porträtiert werden. Allerdings steht dem Gelehrten ganz und gar nicht der Sinn danach. Während der Sitzungen für das Gemälde entbrennt zwischen dem Philosophen und der jungen Malerin Aaltje van de Meer (Aenne Schwarz) ein leidenschaftlicher Kampf um die Wahrheit in Bild und Abbild, Realität und Kunst… Schon seit Jahren hatte Edgar Reitz, mit seinen HEIMAT-Filmen großer Chronist Deutschlands im 20. Jahrhundert, den Plan, einen Film über Gottfried Wilhelm Leibniz zu drehen. Etliche Drehbuchentwürfe schrieben er und sein Co-Autor Gert Heidenreich. Schließlich verfielen sie auf den Kniff, sich an klassischen dramatischen Prinzipien zu orientieren und ihre Geschichte fast nur an einem Ort und in sehr reduzierter Zeit zu erzählen. In prägnanten Szenen und dichten Dialogen lässt Reitz das Denken Leibniz` aufscheinen, deutet seine philosophische Strenge an, den Versuch, mit geradezu mathematischen Deduktionen philosophische Schlussfolgerungen anzustellen und schafft eine teils augenzwinkernde, teils dramatische Parabel auf die deutsche Wirklichkeit. Wie es scheint, hat er nichts von seinem Biss verloren, ebensowenig seinen kritischen Blick auf die Gegenwart. So manche Anspielung liefert das Konversationsstück, das Leibniz als Persönlichkeit in den Vordergrund stellt, und zwar in allen seinen Facetten – auch in den Fehlschlägen. Edgar Selge, der wenig bis gar nichts von der leicht bräsigen Gemütlichkeit hat, die der Philosoph und Universalgelehrte auf seinen überlieferten Porträts transportiert, zeigt ihn als pfiffigen, wortgewandten Schnelldenker – ein sympathischer Mensch, der sich prinzipiell für alles interessiert und zu allem etwas zu sagen hat. Neben dem amüsanten, gewohnt ausdrucksstarken Lars Eidinger liefert Aenne Schwarz eine reife Leistung als Porträtistin und Diskussionspartnerin ab.

» Reitz hofft, dass sich das Publikum »mit der Glückseligkeit anstecken lasse«, die Königin Sophie Charlotte im Umgang mit Leibniz empfindet, »und dass der Kinobesuch so etwas wird wie die Entdeckung des erotischen Denkvergnügens«. « EPD FILM

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Ab 6 Jahren  |  103 Minuten
Filmplakat des Films Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes

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